Dienstag, 8. März 2016

Sehnsucht Torres

Hola liebe Yogis,

"Struggle is Nature's Way of Strengthening You"

Acht Tage Pilgerreise auf dem legendären W-Trek im Torres del Paine liegen hinter mir. Echte Wildnis! Füchse, Kondore und alle vier Jahreszeiten an einem Tag. Patagonische Winde, die einem den letzten Rest an Contenance fortwehen. 70 gelaufene Kilometer mit Sack und Pack. Blasen an den Füßen, Hämatome am ganzen Körper. Rotz, der mit Erde vermischt an den Wangen klebt und eiskalte Nächte im Zelt. 
Acht Tage und Nächte an denen die Seele, Kopf, Herz und Bauch komplett in die Natur eintauchen und mit ihrem Spirit genährt werden. Acht Tage an denen das Ich aus dem Wir herausgetrennt wurde, um dann eine ganz neue Idee vom Wir zu knüpfen. 



Nachfolgend teile ich gerne ein paar Schnappschüsse 
und das ein oder andere Highlight mit euch.


Tag 1: Auftakt



Julito und ich bei der Ankunft im Parque Torres del Paine. 
Frisch und gepflegt - noch.


Mit dem Katamaran gehts auf dem Lago Pehoe zum Startpunkt 
für den W-Circuit. 
Die Aussicht ist spektakulär!


Türkisblaues Wasser - Ein Traum!


Thomas ohne Kamera? Nicht möglich! 
Die Dreharbeiten laufen nach Pucon auch in Patagonien weiter.


Julito - mein Cousin. 
Unsere Väter sind Brüder und hocken gespannt in Concepciòn.


Erster Trekkingpfad zum Glacier Grey. 


Wetter: patagonisch...


..Wind, Wind, Wind!


Pause nach 11 km! Und die Frage "Was kommt da noch alles?!"


Tag 2: Kräfte einteilen



Erste Nacht im Zelt war saukalt! Deshalb gehts gleich früh morgens weiter. 
Der Trek zum Grey Gletscher gehört offiziell nicht mehr zum W-Circuit, 
sondern schon zum großen "O". Aber das stört uns nicht, wir haben ja Zeit.

Überquerung schwingender Hängebrücken. 
Ein fabelhaftes Expotraining für alle, die an Höhenangst leiden; 
und danach hoffentlich nicht noch mehr Angst haben :-).


Und dann endlich: Spektakulärer Ausblick auf das 
patagonische Eisfeld...




Thomas und ich haben Kopfschmerzen und bleiben hier oben zurück, 
während Julito zum Paso Gardener aufsteigt. 

Ich wäre gerne mitgegangen, aber mein innerer Kompass zeigt mir 
"Anpassung durch Ruhe" an. 
Meine Kräfte einteilen, dass ist jetzt wichtig. 
Ich muss mich hier erstmal akklimatisieren. 
Die raue Natur, die überwältigenden Eindrücke...,
ich bin froh als ich wieder unten im Camp bin. 


Tag 3: Den eigenen Rhythmus finden




Vom Shelter Grey Camp laufen wir die komplette Strecke zurück zum
 Ausgangspunkt. 
Julito legt wie immer ein unerreichbares Tempo vor.
Heute ist Sommer in Patagonien. 
Es weht kein Wind und die Sonne strahlt.


Wir sind weiterhin ein Team. Und trotzdem findet allmählich jeder
seinen eigenen Rhythmus. 
Spätestens hier wird klar, dass dieses Abenteuer unweigerlich 
den Prozess einer Selbst-Findung beinhaltet. 

Wir entdecken unsere Grenzen und diese Grenzen wiederum trennen 
uns von unseren Mitmenschen.


Ich habe Blasen an den Füssen und das nervt mich.
Oder bin ich genervt und habe deshalb Blasen an den Füßen?
Wir Menschen neigen ja recht häufig dazu Ursache und Wirkung 
zu vertauschen.

Dies ist für mich hier im Park die erste wichtige Erkenntnis.


Realität? Illusion?
Da fällt mir ein Zitat meiner ältesten Tantralehrerin Judy ein, die sagt:
"Die Natur ist real, nur dein oberflächlicher Kontakt zu ihr ist irreal!" 
Eine Reise zu uns selbst beginnt damit, die Abwehr aufzugeben
und dadurch echte Klarheit zu gewinnen,
 respektive die Illusion platzen zu lassen.


Nach den 11 km zum Startpunkt kamen nochmal 7,5 km zum nächsten 
Camp hinzu. Wir waren alle drei erledigt! 

Hier im Conaf Camp habe ich dann auch erstmalig ein richtiges 
Weltentdecker-Klo vorgefunden! 
Hier kann man in die tiefsten Abgründe der Trekker schauen ;-). 
Dies war dann auch der Freibrief für mich, alle weiteren 
Geschäfte im Wald zu verrichtet.


Tag 4: Tiefpunkt



Die Blasen an meinen Füßen werden immer größer.
Trotzdem beiße ich die Zähne zusammen. 
Denn ich will den Aufstieg zum Mirador Britanico gemeinsam mit meinen 
zwei Männern machen. 

Ohne Fleiß (in dem Fall Schmerz) kein Preis!


Und es hat sich mehr als gelohnt!
Krachendes Eis mit donnernden Lawinen. Wir sitzen da und staunen
über dieses Wunder der Natur. 


Im nächsten Camp dann sind meine Füße echt am Ende. 
Ich schmiere kräftig Betaisodona auf die Blasen und sage meinen Füßen, 
dass es zwei Optionen gibt a) hier bleiben oder b) weitergehen. 
"Also, ich will weitergehen!"


Tag 5: Es geht Bergauf



Weiter gehts!
Am Lago Nordenskjöld mit seiner spiegelglatten, 
türkisfarbenen Oberfläche legen wir eine Pause ein.


Ich wasche ein paar Kleider in dem schönen See. 


Und wir nutzen die Gelegenheit und erfrischen uns.
All diese einmaligen Momente fängt Thomas mit seiner 
Kamera ein. 


Im Los Cuernos Camp dann sitzen wir bis tief in die Nacht zusammen. 
Der Himmel hängt voller großer funkelnder Sterne. 
Die Atmosphäre wird wie von einem unsichtbaren 
Energiegürtel zusammengehalten. 
In diesem Moment erzählt Julito von unseren
Groß -und Urgroßeltern:


"Unsere Wurzeln sind unsere Lebensräder". 
"Hier" dabei zeigt er auf sein und mein Herz 
"lebt der Spirit der Mapuche weiter!"


Tag 6: Free Spirit



Die gestrige Nacht hat ein neues Wir geformt. 


Wir laufen, lachen, schweigen in einem 
gemeinsamen Rhythmus, in dem trotzdem jeder 
sein individuelles Ich hat.






Tag 7: Das Ziel ist manchmal früher da als geplant!



Oh ja! Ein Pferd wäre jetzt die Lösung. Aber es gibt nur Eins! 


Mehr als streicheln ist daher heute nicht drin.


Also heisst es: weiterlaufen...zusammen!

Und es kommt wie immer anders als erwartet, 
denn wir erreichen das letzte Campamento Las Torres 
deutlich schneller als gedacht.


Zeit also zum meditieren! 

Der letzte Aufstieg zu den drei Torres-Türmen war für morgen früh geplant, 
aber wir sind (lauf) stärker als zuvor und können plötzlich nicht mehr anhalten.

Deshalb beschließen wir, dass wir heute noch hochgehen!


Tja, und was nicht in Worte zu fassen ist hält eben die Kamera fest.

Wir sind da! 
Wir haben es geschafft!!!






Hier stehen wir nun. Quieken vor Freude. Sitzen auf großen Steinen 
und sind von der Energie, die hier herrscht völlig überwältigt.

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Unsere letzten Nacht im Zelt war kurz. 
Der patagonische Wind peitschte gegen unsere Zelt, so dass wir stets 
in Habachtstellung waren.


Tag 8: Zum Glück gibt es das Glück




Ramponiert aber sowas von glücklich kommen wir am Hotel Las Torres an. 
Von hier aus fahren Busse zurück nach Puerto Natales. 
Eine Dusche ist unsere nächste Station.

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Acht Tage in denen ich für viele bestehende Dinge, die ich tue und besitze, Bestätigung erfahren habe. Aber auch die Klarheit darüber, dass es Dinge gibt, die ich schon lange nicht mehr brauche und daher gleich im Park gelassen habe. 
Es ist Zeit für mich weiterzuziehen und ganz Neues in Bestehendes einzuweben. Es ist Zeit für mich meine 'Spezialgebiete' kontinuierlich anzuheben. Verbrauchtes immer weiter gründlich auszusortieren und RAUM zu schaffen. Das tut unendlich gut! 
"Struggle is Nature's Way of Strengthening You" war mein Mantra auf dem W-Trek.

Muchas Gracias an meine zwei Männer. Ein Leben ohne euch Männer wäre so flach wie Torres del Paine ohne Felsen. Zum Glück gibt es das Glück mit Männern zu reisen und zu staunen. Wir waren das richtige Team!

Und euch, liebe Yogis, wünsche ich, dass ihr so tief in die Natur eindringen könnt, wie es mir hier wieder möglich war. In der Natur erkennen könnt, was ihr tatsächlich braucht, um euch abends total zufrieden ins Bett zu kuscheln und auf den nächsten Tag zu freuen.


Bis bald,
Valeria